Explodierende Strompreise: DB Cargo UK mustert E-Loks aus

Großbritannien will die Energiewende umsetzen – auch auf der Schiene. Nun machen die hohen Strompreise dem einen Strich durch die Rechnung. Das Güterunternehmen DB Cargo UK muss von Elektro- wieder auf Dieselantrieb umsatteln, um wirtschaftlich zu sein.
DB Cargo UK
Ein Güterzug steht an einem Bahnhof. In Großbritannien machen hohe Energiepreise der Elektrifizierung vorerst einen Strich durch die Rechnung.Foto: iStock
Von 8. August 2023

Großbritannien befindet sich derzeit in einer Energiekrise. Die Stromkosten sind in den vergangenen Monaten deutlich nach oben gegangen, wodurch alles ineffizienter wird, was auf Strom angewiesen ist. Das betrifft auch den Schienenverkehr.

Nun sah sich das Güterverkehrsunternehmen DB Cargo UK aus Kostengründen gezwungen, eine ganze elektrische Zugmaschinenflotte auf Eis zu legen. Aufgrund der explodierenden Strompreise musste der Betreiber mit Hauptsitz in Doncaster die Lokomotiven der Baureihe 90 aus dem Verkehr ziehen, wie das Fachportal „Railfreight“ berichtet.

Erst im vergangenen Jahr hatte Freightliner, ein führender Anbieter im Schienengüterverkehr mit Niederlassungen in Großbritannien und Kontinentaleuropa, eine ähnlich große Flotte von Elektrolokomotiven vorübergehend stillgelegt. Das betraf ebenfalls Loks der Baureihe 90. Bei DB Cargo UK waren die Maßnahmen nun drastischer. 24 Lokomotiven der Baureihe 90 sind auf Dauer abgestellt – der Betreiber bietet sie zum Verkauf oder zur Verschrottung an.

Das Unternehmen räumt ein, dass die Entscheidung im Rahmen der Reduzierung der Betriebskosten gefallen ist. DB Cargo UK sieht es als einen herben Rückschlag beim Erfüllen der eigenen Umweltvorgaben an, Elektro- durch Diesellokomotiven zu ersetzen.

Gezwungen, wieder auf Diesel umzusteigen

Die Nachricht vom Aus für die E-Loks der Baureihe 90 von DB Cargo verbreitete sich schnell in den sozialen Medien und in Eisenbahnforen. Der Vorstandsvorsitzende des Güterverkehrsunternehmens, Andrea Rossi, gab am Montag dazu eine Erklärung ab.

„In Anbetracht der momentanen wirtschaftlichen Situation macht es einfach keinen Sinn, die zusätzlichen Kosten für den Betrieb und die Wartung der Baureihe 90 zu tragen, während wir eine alternative Flotte von Lokomotiven der Baureihe 66 zur Verfügung haben.“ Laut Railfreight ist das ein Armutszeugnis für die wirtschaftliche Situation im Vereinigten Königreich.

Mittlerweile sind viele mit dem Wirtschaftsmanagement der britischen Regierung unzufrieden, vor allem im Energiesektor. Dieser wird von einer galoppierenden Inflation und enormen Preissteigerungen, insbesondere auf dem Stromerzeugungsmarkt, begleitet.

Wirtschaftlichkeit vor Klimaschutz

DB Cargo erprobt derzeit, inwieweit die Dieselloks der Baureihe 66 mit alternativen Biokraftstoffen fahren können, berichtet das Europäische Institut für Klima & Energie (EIKE). Diese wären dann immer noch umweltfreundlicher als andere Verkehrsträger wie beispielsweise der Lkw.

Die Ökobilanz der elektrischen Flotte sei jedoch nicht zu übertreffen, so das Unternehmen. Experten schätzen die zusätzlichen Kosten für den Betrieb der E-Loks im Vergleich zur Diesel-Variante auf über 1.000 Pfund (1.162 Euro) pro Hin- und Rückfahrt bei einem durchschnittlichen intermodalen Dienst. Der intermodale Verkehr ist eine Transportkette, bei der zwei oder mehr Verkehrsträger zu Einsatz kommen.

Die Krise der Lebenshaltungskosten wird durch die Strompreise für Verbraucher und Unternehmen noch weiter verstärkt. Das ist auch den Mitarbeitern von DB Cargo nicht entgangen. Viele von ihnen sind zudem besorgt über die offensichtliche Abkehr ihres Unternehmens von seinem grünsten aller grünen Siegel. Rossi erkennt ihre Bedenken an, sagt aber, dass ein Betreiber seine Anlagen effizient nutzen muss: „Wir sind mit akuten wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert.“

Dennoch bekräftigte Rossi das Engagement des Unternehmens, die Herausforderung des Netto-Null-Ziels (Net Zero Industry Act) zu meistern. „Das bedeutet nicht, dass unsere Maßnahmen auf Kosten der Dekarbonisierung gehen. Deshalb setze ich mich weiterhin für die Unterstützung von Bio- oder synthetischen Kraftstoffen ein, die wir in unserer bestehenden Dieselflotte verwenden können.“

DB Cargo UK besitzt 24 Loks dieser Marke, die Ende der 1980er-Jahre in einer Auflage von fünfzig Stück für British Railways gebaut wurden. Zwölf der Fahrzeuge sind dauerhaft aufs Abstellgleis geschoben worden; hauptsächlich in der Stadt Crewe. Von der Baureihe 66, dem Zugpferd des Unternehmens, sind über 150 Loks im Einsatz.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion