Verwaltungsgericht: Atommüll darf noch Jahrzehnte in Gundremmingen gelagert werden

Bis mindestens 2046 soll bei den früheren deutschen Kernkraftwerken Atommüll gelagert werden. Die obersten bayerischen Verwaltungsrichter sehen dabei keine Sicherheitsprobleme.
In dieser Halle auf dem Gelände des früheren Kernkraftwerks Gundremmingen wird der Atommüll gelagert.
In dieser Halle auf dem Gelände des früheren Kernkraftwerks Gundremmingen wird der Atommüll gelagert.Foto: Stefan Puchner/dpa
Von 14. April 2024

Nach seiner endgültigen Abschaltung im Jahr 2021 dient das Kernkraftwerk (KKW) im bayerischen Gundremmingen als Atommüllzwischenlager. Das ist besonders Anwohnern ein Dorn im Auge. Dennoch bleibt die Genehmigung dafür noch eine Weile bestehen.

Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in München hat jetzt erneut eine entsprechende Klage abgewiesen. Die Richter hatten über die Klagen von fünf Anwohnern aus der Umgebung des KKW zu entscheiden.

Gundremmingen liegt in der Nähe von Günzburg an der Donau. Der letzte Block des KKW ging Ende 2021 vom Netz. Die vor mehr als 20 Jahren erteilte Genehmigung für das Lager für verbrauchte Brennelemente bleibt weiterhin in Kraft, teilte der VGH mit. Mit dem neuen Urteil ist das Atomlager bis zum Jahr 2046 genehmigt.

Anwohner sehen ihre Sicherheit gefährdet

Der VGH bestätigte damit eine frühere Entscheidung. Denn bereits im Jahr 2006 waren zum Start der Einlagerung Klagen gegen das Lager im schwäbischen Gundremmingen sowie die beiden anderen Zwischenlager in Bayern abgewiesen worden.

Die Kläger in dem aktuellen Verfahren sahen dennoch nach wie vor ihre Sicherheit gefährdet. Sie kritisierten, dass die Risiken eines Flugzeugabsturzes auf das Lager und der Beschuss durch Terroristen nicht hinreichend geprüft worden sei.

Atommüll

Bis Ende 2021 war das Kernkraftwerk von Gundremmingen noch in Betrieb. Inzwischen dient es als Lagerstätte für Atommüll. Foto: Lennart Preiss/AFP via Getty Images

Das Gericht sei aber der Ansicht, dass für solche Fälle ausreichend Vorsorge getroffen worden sei, teilte der VGH mit. Ebenfalls gelte der Schutz gegen Störfälle oder Materialermüdung als gewährleistet. Somit sei die Einlagerung der Kernbrennstoffe in den Sicherheitsbehältern für die genehmigte Lagerdauer von 40 Jahren hinreichend sicher.

Gutachten geben grünes Licht

Das Gericht stützte sich dabei auf mehrere Gutachten. Selbst wenn das Lagergebäude als Folge eines absichtlichen Absturzes eines großen Flugzeugs einstürzen würde, würden die Castor-Behälter mit dem Atommüll demnach den Belastungen weitestgehend standhalten. In solch einem Fall würde höchstens nur sehr wenig radioaktive Strahlung austreten.

Gegen das Eindringen von Menschen sei das Zwischenlager gut geschützt. Direkte Angriffe auf die Behälter etwa mit panzerbrechenden Waffen seien so lange ausgeschlossen, bis die Polizei vor Ort ankomme, erklärte das Gericht.

Zudem müsse das Zwischenlager nicht extra gegen den zufälligen Absturz eines schnell fliegenden, mit Bomben bewaffneten Militärflugzeugs während eines Übungsflugs geschützt werden, denn das sei ein extrem unwahrscheinliches Szenario. Solche Übungsflüge fänden nur ganz ausnahmsweise und nicht in dieser Region statt.

Der Verwaltungsgerichtshof ließ die Revision zum Bundesverwaltungsgericht in Leipzig nicht zu. Dagegen können die Kläger, die zwischen vier und elf Kilometer vom Zwischenlager entfernt wohnen, noch Beschwerde erheben.

Müll oder Brennstoff für Jahrzehnte?

Insgesamt lagern momentan mehr als 130.000 Kubikmeter radioaktive Abfälle in Zwischenlagern und beauftragten Betrieben der Landessammelstellen, wie die Bundesgesellschaft für Endlagerung informiert. Diese Menge entspricht in etwa dem Ladevolumen eines Flüssiggastankers.

Obwohl die deutsche Bundesregierung der Energiegewinnung durch Kernkraft jetzt endgültig den Rücken gekehrt hat, sind andere Länder motiviert, die Forschung und Entwicklung – und somit den Betrieb – dieser Technologie weiterzuführen. Besonders Frankreich, aber auch die Niederlande, Polen, Rumänien, China, Japan sowie die USA wollen neue Durchbrüche dieser Technologie erzielen.

Eine Schlüsselrolle könnten die sogenannten Small Modular Reaktoren (SMR) spielen. Einer davon ist beispielsweise der Dual-Fluid-Reaktor, den ein kanadisches Unternehmen in Kürze im afrikanischen Ruanda testen will. Diese fünfte Generation der Kernreaktoren soll dann den derzeitigen Atommüll der bisherigen KKW weiter verbrennen können.

Würde Deutschland irgendwann wieder zur Kernkraft zurückkehren und diese Technologie einsetzen, könnte der Atommüll in Gundremmingen und anderen Orten als Brennstoff dienen – und die Gesellschaft für Jahre oder gar Jahrzehnte mit Strom versorgen.

In den Brennstäben „ist ja noch mehr als 90 Prozent des Energievorrates drin“, sagte kürzlich der Kernenergietechniker Manfred Haferburg.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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