Was der einzigartige Geruch über einen Menschen aussagen kann

Laut Volksmund entscheidet der Geruch, ob man sein Gegenüber mag oder nicht. Tatsächlich kann der einzigartige Duft eines Menschen auch verraten, wer wir sind und wie gesund wir sind.
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Immer der Nase nach.Foto: iStock
Von 8. März 2024

Jede Sekunde strömen Hunderte Chemikalien aus unserem Körper in die Luft. Diese Chemikalien werden leicht in die Luft freigesetzt, da sie einen hohen Dampfdruck haben – das heißt, sie kochen und werden bei Raumtemperatur zu Gasen.

Jeder Mensch hat dabei seine ganz eigene „chemische Zusammensetzung“, wodurch der individuelle Körpergeruch entsteht. Dieser kann schließlich nicht nur Aufschluss darüber geben, wer wir sind, sondern auch wie gesund wir sind.

Der Geruch von Krankheit

Seit der griechischen Antike wissen wir, dass wir anders riechen, wenn wir uns unwohl fühlen. Während wir uns heute auf die Blutanalyse verlassen, nutzten die antiken griechischen Ärzte den Geruch, um Krankheiten zu diagnostizieren. Wenn sie am Atem schnupperten und ihn als fetor hepaticus (dt.: schlechte Leber) bezeichneten, bedeutete dies, dass der Betroffene auf ein Leberversagen zusteuern könnten.

Wenn der Geruch einer Person süß oder fruchtig war, dachten die Ärzte, dass dies an der Nichtaufspaltung des Zuckers im Verdauungstrakt liege. Im logischen Umkehrschluss lautete die Diagnose daher oft Diabetes.

Die Wissenschaft konnte inzwischen beweisen, dass die alten Griechen recht hatten. Leberversagen und Diabetes sowie viele andere Krankheiten – einschließlich Infektionskrankheiten – verleihen dem Atem einen charakteristischen Geruch.

Immer der Nase nach

Im Jahr 1971 zählte der Chemienobelpreisträger Linus Pauling 250 verschiedene gasförmige Chemikalien im menschlichen Atem. Diese gasförmigen Chemikalien werden als flüchtige organische Verbindungen oder kurz VOC bezeichnet.

Seit Paulings Entdeckung entdeckten andere Wissenschaftler Hunderte weiterer VOCs in unserer Atemluft. Wir haben gelernt, dass viele dieser flüchtigen organischen Verbindungen einen charakteristischen Geruch haben, während andere keinen oder für unsere Nase nicht wahrnehmbaren Geruch haben. Unabhängig davon sind Wissenschaftler der Ansicht, dass VOCs generell Aufschluss über den Gesundheitszustand eines Menschen geben können.

Ein Beispiel ist die Geschichte von Joy Milner, einer inzwischen pensionierten Krankenschwester. Sie stellte mit ihrem Geruchssinn den Beginn einer Parkinson-Erkrankung bei einem schottischen Mann fest – Jahre vor dessen Parkinson-Diagnose im Jahr 2005. Joy Milner bemerkte dies, weil sich der Geruch des Mannes verändert hatte. Diese Entdeckung führte zu einer Reihe von Forschungen, an denen auch die Krankenschwester beteiligt war.

Hunde sind dafür bekannt, dass sie aufgrund ihres ausgefeilten Geruchssinns sogar noch mehr Krankheiten erschnüffeln können als Menschen. Doch technologische Verfahren wie die Massenspektrometrie erfassen wiederum kleinere Veränderungen in den VOC-Profilen. Diese können mit Darm-, Haut- und Atemwegserkrankungen oder eben neurologischen Erkrankungen wie Parkinson in Verbindung gebracht werden. Mediziner glauben, dass eines Tages einige Krankheiten allein durch das Ausatmen in ein Gerät diagnostiziert werden können.

Woher kommen die VOCs?

Die Atmung ist nicht die einzige Quelle für VOCs im Körper. Sie werden auch über die Haut, den Urin und die Fäkalien freigesetzt.

VOCs aus der Haut sind das Ergebnis vieler Millionen Hautdrüsen, die Stoffwechselabfälle aus dem Körper entfernen. Außerdem reinigen sie den Körper von Abfällen, die von Bakterien und anderen Mikroben auf unserer Haut erzeugt werden. Durch das Schwitzen werden diesen Bakterien zusätzliche Nährstoffe für den Stoffwechsel zugeführt, was zu besonders geruchsintensiven VOCs führen kann. Der Schweißgeruch macht jedoch nur einen Bruchteil der VOC-Gerüche aus.

Unsere Haut und auch unser Darmmikrobiom bestehen aus einem empfindlichen Gleichgewicht dieser Mikroben. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie unsere Gesundheit beeinflussen, aber wir verstehen bisher nicht genau, wie diese Beziehung funktioniert.

Im Gegensatz zum Darm ist die Haut relativ einfach zu untersuchen. So kann man Hautproben von Menschen entnehmen, ohne tief in den Körper eindringen zu müssen. Die Wissenschaftler glauben, dass die VOCs der Haut Aufschluss darüber geben können, wie die Bakterien des Mikrobioms und der menschliche Körper zusammenarbeiten, um unsere Gesundheit zu erhalten und uns vor Krankheiten zu schützen.

Alter und Geschlecht unterschiedlich im Geruch?

Diese vom Geruch ausgesendete VOC-Signatur der Haut ist wahrscheinlich der Grund, warum Hunde Menschen anhand ihres Geruchs unterscheiden können. Forschungen haben zudem gezeigt, dass anhand des Säuregehalts zwischen Männern und Frauen unterschieden werden kann – was jedoch nur die Technologie aufspüren könne.

Weiterhin kann mit dem VOC-Profil der Haut das Alter einer Person bis auf wenige Jahre genau bestimmt werden. Das ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass der oxidative Stress in unserem Körper mit dem Alter zunimmt.

Oxidativer Stress entsteht, wenn der Gehalt an Antioxidantien niedrig ist. Die Folge: irreversible Schäden an unseren Zellen und Organen. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass Nebenprodukte dieser oxidativen Schäden in den VOC-Profilen der Haut gefunden werden können.

VOCs sind zudem nur für den persönlichen Geruch verantwortlich, sondern werden auch von Pflanzen, Insekten und Tieren als Kommunikationskanal genutzt. Pflanzen stehen in einem ständigen VOC-Dialog mit anderen Organismen wie Bestäubern, anderen Pflanzen und ihren natürlichen Feinden. Die für diesen Dialog verwendeten VOCs werden als Pheromone bezeichnet.

Was weiß die Wissenschaft?

Im Tierreich gibt es gute Belege dafür, dass flüchtige organische Verbindungen als Aphrodisiakum wirken können. Mäuse zum Beispiel haben Mikroben, die zu einer besonders wohlriechenden Verbindung namens Trimethylamin beitragen. Diese ermöglicht es den Mäusen, die Herkunft eines potenziellen Partners zu überprüfen. Auch Schweine und Elefanten haben diese Pheromone.

Es ist möglich, dass auch der Mensch VOCs produziert, um den perfekten Partner anzulocken – doch dazu benötigt es noch weitere Forschungen. Bisherige Hinweise für menschliche Pheromone sind stark umstritten. So besagt eine Theorie, dass sie mit der Entwicklung des vollen Farbensehens verschwanden und die Partner daraufhin mit dem besser ausgeprägten Sehvermögen ausgesucht wurden.

Wir glauben jedoch, dass unabhängig davon, ob es menschliche Pheromone gibt oder nicht, die VOCs der Haut Aufschluss darüber geben können, wer und wie wir sind – in Bezug auf Alter, Ernährung und Fitness, Fruchtbarkeit und sogar dem Stresslevel. Diese Signatur enthält wahrscheinlich Marker, die wir zur Überwachung unserer Gesundheit und zur Diagnose von Krankheiten nutzen können.

Dieser Artikel erschien im Original auf theconversation.com unter dem Titel: „Your unique smell can provide clues about how healthy you are“. (redaktionelle Bearbeitung ger)



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