Whistleblower: CIA drängte eigene Experten zu Meinungsänderung über Virus-Ursprung

Der US-Geheimdienst CIA soll versucht haben, sechs eigene Fachleute zu bestechen, damit sie der Theorie vom tierischen Ursprung des Coronavirus zustimmen. Das gab ein hochrangiger CIA-Offizier vor einem U-Ausschuss zu Protokoll.
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War das P4-Labor (Mitte) am „Wuhan Institute of Virology“ die Quelle der Corona-Pandemie?Foto: Hector Retamal/AFP via Getty Images
Von 14. September 2023

Der amerikanische Auslandsgeheimdienst „Central Intelligence Agency“ (CIA) soll versucht haben, sechs seiner eigenen Analysten mit viel Geld dazu zu bewegen, ihre Einschätzung über den Ursprung des Coronavirus zu ändern.

Sie sollten demnach der Theorie vom tierischen Ursprung auf einem Marktplatz in Wuhan zustimmen und ihre ursprüngliche Annahme aufgeben, dass das Virus aus einem virologischen Labor derselben chinesischen Stadt stammen könnte. Das berichtet unter anderem „T-online“ unter Verweis auf eine Pressemitteilung des „Committee on Oversight and Accountability“, dem „Ausschuss für Aufsicht und Rechenschaftspflicht“ im US-Repräsentantenhaus.

„Äußerst glaubwürdiger, hochrangigen CIA-Offizier“

Nach dessen Pressemitteilung vom 12. September soll der mutmaßliche Bestechungsversuch über einen „Whistleblower“ ans Licht gekommen sein, der vor dem Corona-Sonderausschuss und dem ständigen Geheimdienst-Sonderausschuss des US-Kongresses ausgesagt habe. Bei dem anonymen Informanten handele es sich um einen „äußerst glaubwürdigen hochrangigen CIA-Offizier“, hieß es in der Veröffentlichung.

Der Beamte soll sich nach Informationen von „Fox News“ aus freien Stücken gemeldet haben. Er habe im Ausschuss von einem wissenschaftlichen Gremium erzählt, das die CIA aus sieben eigenen, erfahrenen Spezialisten zusammengestellt habe. Die Expertengruppe sollte die Herkunft des Coronavirus untersuchen.

Sechs von sieben CIA-Wissenschaftlern neigten zur Labortheorie

Sechs der Analysten seien zu der Einschätzung gelangt, dass der Ursprungsort „wahrscheinlich“ („likely“) das Versuchslabor in Wuhan („Wuhan Institute of Virology“, WIV) sei. An anderer Stelle des Textes ist von einer „Einschätzung mit geringem Vertrauen“ („a low confidence assessment“) zu lesen. Nur der älteste Experte habe die Marktplatz-Theorie mit dem zoonotischen Ursprung vertreten, hieß es in der Pressemitteilung unter Berufung auf den Hinweisgeber.

Laut Aussage des anonymen Informanten soll die CIA den sechs Labortheorie-Vertretern „finanzielle Anreize“ beziehungsweise „erhebliche finanzielle Anreize“ in Aussicht gestellt haben, wenn diese „ihre Schlussfolgerung zugunsten eines zoonotischen Ursprungs“ ändern würden. Der CIA sei es wohl darum gegangen, „zu einer öffentlichen Feststellung der Unsicherheit zu gelangen“.

Ob die sechs CIA-Analysten dem Angebot gefolgt sind, ist nach Angaben von „T-online“ noch nicht bekannt.

CIA weist Anschuldigungen zurück

Nach Informationen der US-Zeitung „New York Post“ wies Tammy Kupperman Thorp, die Direktorin für öffentliche Angelegenheiten der CIA, die Behauptung des Whistleblowers im Gespräch mit dem US-Magazin „Newsweek“ sofort zurück: Die CIA bezahle keine „Analysten“ dafür, „zu bestimmten Schlussfolgerungen zu gelangen“. Der Geheimdienst sei zu „analytischer Genauigkeit, Integrität und Objektivität“ verpflichtet.

Dennoch nehme die CIA „diese Vorwürfe äußerst ernst“ und werde ihnen nachgehen. Thorp habe zugleich zugesagt, die Ausschüsse „angemessen“ zu „informieren“.

CIA-Direktor Burns soll weitere Unterlagen liefern

Laut Pressemitteilung wiesen die beiden Ausschussvorsitzenden Brad Wenstrup (Corona-Ausschuss) und Mike Turner (Geheimdienst-Ausschuss) den CIA-Direktor William J. Burns bereits an, ihnen „alle Dokumente und Mitteilungen im Zusammenhang mit der Überprüfung der Herkunft von COVID-19 durch die CIA“ zur Verfügung zu stellen. Nach Informationen der „New York Post“ wollen sie auch die „Gehaltsinformationen“ sehen.

Die Anforderung beziehe sich auf die gesamte Kommunikation zwischen „der CIA und anderen Bundesbehörden, darunter dem Außenministerium, dem FBI, dem Ministerium für Gesundheit und menschliche Dienste und dem Energieministerium“. Die Übermittlung der Dokumente solle „unverzüglich“ geschehen (Brief als PDF, englisch).

Außerdem hätten Wenstrup und Turner, den ehemaligen „Chief Operating Officer“ der CIA, Andrew Makridis, per E-Mail zu einem „freiwilligen transkribierten Interview“ einbestellt (Brief als PDF, englisch). Das Gespräch soll am 26. September dieses Jahres stattfinden.

Makridis soll „‚eine zentrale Rolle‘ bei der COVID-Untersuchung“ durch den Auslandsgeheimdienst gespielt haben. Nach Angaben der „New York Post“ war Makridis 2022 in den Ruhestand getreten und ist seitdem „als Senior Advisor bei Beacon Global Strategies tätig“, einem Sicherheitsberatungsunternehmen. Eine Reaktion von Makridis ist noch nicht bekannt.

Zuletzt hatten sich konkrete Hinweise gehäuft, dass die Labortheorie doch stimmen könnte. So gab es im Juli 2023 Hinweise darauf, dass der Ursprung von COVID-19 gezielt vertuscht worden war – wohl auch, um China zu schützen.

Theoriestreit offiziell unentschieden

Im Juni 2023 hatte die „United States Intelligence Community“, ein Zusammenschluss von 18 Nachrichtendiensten der Vereinigten Staaten, einen Bericht vorgelegt, demnach sich die US-Dienste uneinig über die beiden vorherrschenden Theorien seien. „Alle Behörden gehen weiterhin davon aus, dass sowohl ein natürlicher als auch ein laborassoziierter Ursprung plausible Hypothesen zur Erklärung der ersten menschlichen Infektion bleiben“, heißt es in dem zehnseitigen Dokument (PDF). Einige US-Abgeordnete waren jedoch der Meinung, dass das Papier die Theorie des Laborlecks untermauere.

Kurz zuvor hatte das US-Gesundheitsministerium entschieden, dem Wuhan-Labor vorübergehend keine weiteren Zuschüsse mehr zu gewähren. Es bestehe die Gefahr, dass das WIV nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch jetzt und in Zukunft gegen die Protokolle der Nationalen Gesundheitsinstitute der USA verstoßen könnte, hieß es.

Viele Hinweise auf Laborherkunft

Der deutsche Physiker Professor Roland Wiesendanger ist schon länger davon überzeugt, dass das Virus dem Wuhan-Labor entstammt. Mitte Juni war international darüber berichtet worden, dass ein Labormitarbeiter namens Ben Hu der „Patient Zero“ gewesen sei. Hu soll unter der Regie von „Fledermaus-Frau“ Shi Zhengli daran geforscht haben, wie Viren noch infektiöser gemacht werden könnten.

Wiesendanger erklärte, aufgrund der Berichte nun völlig sicher zu sein, dass er recht gehabt hatte. Zuvor hatte er sich einen jahrelangen Rechtsstreit mit dem prominenten Charité-Chefvirologen Christian Drosten über Aussagen zum Ursprung der Pandemie geliefert.

Nach Informationen der „New York Post“ hatte auch John Ratcliffe, der frühere Direktor des Nationalen Geheimdienstes unter der Regierung Donald Trump bereits im April 2023 vor dem US-Kongress ausgesagt, dass „die sogenannte ‚Labor-Leak-Theorie‘ die ‚einzige‘ glaubwürdige Erklärung für die Pandemie sei“. Diese Sichtweise werde durch „unsere Geheimdienste, die Wissenschaft und den gesunden Menschenverstand gestützt“, so Ratcliffe vor dem Repräsentantenhaus.

WHO stellte eigene Nachforschungen im Februar ein

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte ihre Anstrengungen, mehr Anhaltspunkte für den Ursprung der Pandemie zu finden, bereits im Februar 2023 eingestellt. Ein erster WHO-Anlauf Anfang 2021 hatte zu einem umstrittenen Bericht geführt, der schloss, dass die Theorie eines Laborunfalls in Wuhan „sehr unwahrscheinlich“ sei. Allerdings hätten die chinesischen Behörden es versäumt, vollständige Originaldaten und -proben zu übermitteln. Die Autoren empfahlen deshalb weitere Nachforschungen. Doch dazu kam es seitens der WHO bis heute nicht.



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